Wieder Fahrt aufnehmen

von Matthias Vogel

Lichterfelde. Die Fußballerinnen des FC Viktoria 1889 Berlin haben ihre lange unantastbar wirkende Tabellenführung in der Regionalliga Nordost an den 1. FC Union Berlin abtreten müssen. Das schlaucht, das zehrt an den Nerven. Und dennoch: Die Saison kann immer noch großartig enden. Die Rießler-Elf steht im Pokal-Finale und liegt nur einen Zähler hinter der Konkurrenz aus Köpenick. Ein Sieg gegen den FC Erzgebirge Aue am Sonntag, 7. April, ist ein Muss. Anpfiff ist um 13 Uhr.


Es ist kurz nach 22 Uhr, als Roman Rießler mit seinem Wagen erst über Stock und Stein, und dann durch das rückwärtige Tor vom Hohen Neuendorfer Sportgelände rollt. Er ist erleichtert, aber nicht zufrieden. Zu umstritten war ihm der 2:1-Sieg seiner Viktoria über den Liga-Rivalen aus der Niederheide. Zu ineffizient seine Offensiv-Fraktion, zu wackelig die Defensive. Unterm Strich, so weiß er, sei der Sieg schon verdient gewesen, eben weil das Gros der Chancen für seine Farben zu verbuchen gewesen war. Aber es wurmt ihn merklich, dass seine Elf nicht mehr so souverän agiert wie vor der Winterpause.


Beslinda Shigjeqi hinkt ihrer Form aus der Hinrunde ein wenig hinterher, gegen Aue könnte aber auch sie den Ausfall von Anja Kähler kompensieren. Foto: Matthias Vogel

Dem Pokal-Fight folgte ein sicherer 5:0-Sieg gegen den BSC Marzahn am vergangenen Wochenende. Rießler hätte gerne mehr Buden gesehen, weil sich genügend Chancen dafür ergeben hätten. Aber prinzipiell war er schon wieder ein wenig mehr einverstanden mit dem Auftritt der Viki-Girls. Das reichte ihm aber noch nicht ganz. Während der jüngsten Trainingswoche erhöhte er die Schlagzahl, ein paar Läufchen ohne Ball waren Trumpf. „Ein bisschen Substanz erarbeiten für das Saisonfinale“, sagte er. Eigentlich beginnt der Endspurt ja schon gegen Erzgebirge. „Traditionell tun wir uns gegen die immer schwer, sie stehen sehr kompakt“, so Rießler. Deshalb hält er ein, zwei schnelle Tore bei der Mission „Pflicht erfüllen“ für sehr förderlich. „Dann würden sie sicher ein wenig höher agieren.“

Barsalona für Kähler?

Die Kohlen müssen dabei möglicherweise Spielerinnen aus der Glut des im Stadion Lichterfelde am Ostpreußendamm entfachten Feuers holen, die sich sonst das Treiben der Himmelblauen eher von der Ersatzbank aus ansehen. Anja Kähler hat sich im Spiel gegen Hohen Neuendorf nämlich schwerer verletzt als gedacht, Dilara Türk ist noch gesperrt und Franziska Schulte ist in Sachen Studium unterwegs. Und Aue? Hat mit einem 7:1-Kantersieg über den Tabellenletzten 1. FFC Fortuna Dresden am vergangenen Spieltag eine Mütze Selbstbewusstsein genommen. Nichtsdestotrotz herrschte unter der Woche im Viktoria-Lager durchaus „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ und auch das nötige Selbstverständnis: „Das wird nicht einfach, aber wenn wir zuhause gegen den Achten der Tabellen nicht gewinnen können, haben wir weiter oben auch nichts verloren“, sagte Rießler. In Kählers Rolle könnte Danya Barsalona schlüpfen, die zuletzt eine gute Trainingsleistung vom Coach attestiert bekam.

Louise Trapp (re.) kommt mit enormem Speed, das steht fest. Ob sie das aus der Halbposition heraus oder von ganz außen aus macht, ist für den Gegner egal – so oder so wird es unangenehm. Matthias Vogel

Übrigens: Rießler musste nach dem Pokal-Halbfinale das Hohen Neuendorfer Terrain nicht deshalb über das Hintertürchen verlassen, weil an der Hauptzufahrt eine unkontrollierbare Menge an Groupies oder bis an die Zähne mit Farbbeuteln bewaffnete Hohen-Neuendorf-Hools auf ihn warteten. Pünktlich um 22 Uhr fahren die Poller hoch, verwehren Unpünktlichen die Ausfahrt und verursachen lange Gesichter. Gut, wenn man dann während der Spielanalyse im Sportheim freundlich zum Wirt gewesen ist, denn der kennt eben diesen Weg über Stock und Stein.

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von Anders Noren.

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