von Matthias Vogel
Staaken. Keine große Fußball-Gala, aber spannend bis zum Schluss. Das war die Berlin-Liga-Partie zwischen dem Spitzenreiter SC Staaken und seinen Gästen von Türkiyemspor. Am Ende stand ein 3:3 zu Buche, ein Ergebnis, das Staaken mehr hilft als dem Tabellenvierten aus Kreuzberg.
Alles oder nichts, hatte Türkiyem-Coach Murat Dogan vor dem kniffeligen Gastsspiel an der Eichholzbahn seinem Team als Devise mit auf den Platz gegeben. Das schien seinen Mädels gut zu gefallen. Noch nicht alle Zuschauer hatten Platz genommen, da stand es bereits 2:0 für sie. Beide Treffer wurden allerdings von der SC-Defensive stark begünstigt. „Beim ersten Tor spielen wir Kaya perfekt blank“, kommentierte Staakens Trainer Stephan Illmann den falsch adressierten Pass in der ersten Spielminute. Hülya Kaya, in der Winterpause vom Regionalligisten FC Viktoria 1889 gekommen, bedankte sich artig und chippte den Ball über Torhüterin Nadine-Michelle Moschko in die Maschen. Der Sekundenzeiger drehte gerade erst seine zweite Runde, da schlug es auch schon wieder hinter ihr ein. Diesmal landete der Fehlpass bei Sanna El-Agha und die beförderte die Kugel aus zentraler Position platziert in die rechte untere Ecke (2:0).

„Wir hatten alles unter Kontrolle, aber nach dem 2:2 war der Ärger in unseren Reihen so groß, dass wir aus dem Konzept gekommen sind“, kommentierte Dogan die Folge der beiden Gegentreffer, die fast ebenso unerwartet fielen. Beide Male hatte Staakens frühere U-Nationalspielerin Julie Illmann aus großer Distanz durchgeladen. Die erste Langstrecken-Rakete, als Freistoß kurz hinter der Mittellinie getarnt, landete über Torsteherin Douha Mzoughi hinweg zum 1:2 im Ziel (10.). Der Ausgleich gelang nach gleichem Schema. Dieses Mal ließ Mzoughi Illmanns Flugobjekt aus ähnlicher Entfernung fallen. Messalina Ebel stand goldrichtig und staubte ab (24.). „Beide Bälle waren schon stramm, aber haltbar“, so Dogan. Als dann auch noch Ex-Turbine Lina Albrecht kurz vor der Pause das 3:2 erzielte (43.), waren die Kreuzberger Gesichter erstmal richtig lang. Türkiyemspor konnte eine Ecke nicht sauber klären, an der Strafraumkante lauerte Albrecht und knallte die Kugel unten links in die Ecke. Die rechte Außenverteidigerin von Staaken krönte damit ihre tolle Form der vergangenen Wochen.

Youngster Arzum Eren war es dann vorbehalten, es an der Tabellenspitze der Liga spannend zu halten. Nach einer Ecke stürmte die schnelle Flügelspielerin auf den kurzen Pfosten und köpfte ein, jedenfalls sah es der Linienrichter so (75.). Kimberly Stegermaiers Kopfballabwehr kam aus seiner Sicht zu spät, der Ball sei hinter der Linie gewesen. Murat Dogan: „Gut für uns.“ Stephan Illmann: „Das war kein Tor.“ War es offiziell doch: 3:3. „Danach ging es rauf und runter, jede Mannschaft hätte noch gewinnen können. Aber ich denke, das Remis ist leistungsgerecht“, zog Staakens Vorturner Resümee. Dogan war etwas anderer Meinung und das lag vor allem an der 80. Minute. „Da müssen wir einen Foul-Elfmeter bekommen.“ Illmann bestätigte, da hätte sein Team ein bisschen Glück gehabt und selbst der Schiedsrichter habe laut Dogan nach dem Spiel eingeräumt, dass das Foul wohl einen Strafstoß würdig gewesen sei. „Kapiere ich gar nicht. Habe ihm auch gesagt, dass er ihn dann auch bitte geben möge.“
Dogan: „Meiner Meinung nach ist alles noch offen.“
Mit der Punkteteilung ist die Vorentscheidung im Rennen um den Meistertitel vertagt, die laut Illmann bei einem Sieg seiner Elf wohl gefallen wäre. Und weil der zweite Anzug des 1. FC Union Berlin bei Hertha Zehlendorf mit 5:2 gewann, ist auch Staakens Tabellenführung futsch – die Eisernen grüßen wieder vom Gipfel. Illmann wähnt dennoch die besseren Karten in Staakens Hand. „Unsere Konkurrenten spielen alle noch gegeneinander. Für uns heißt es Hausaufgaben machen, und die werden wir machen.“ Dogan sagte: „Meiner Meinung nach ist alles noch offen.“
SC Staaken – Türkiyemspor 3:3 (3:2). Staaken: N.-M. Moschko, Albrecht, Jasmin Moschko, El Bahry (75. Gehring), Ebel, Zukierska, Fiedler, Illmann, Woelke, Sinka, Stegermaier. Türkiyemspor: Mzoughi, Krüger, El-Agha, Kaya, Solmaz, Oppie, Abel (46. Badem), Szuh, Yaren, Eren, Kaplan. Tore: 0:2 Kaya (1.), 0:2 El-Agha, 1:2 Illmann (10.), 2:2 Ebel (24.), 3:2 Albrecht, 3:3 Eren (75.). Schiedsrichter: Tahir Köstekli.
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