„Strohhalm packen“ trifft auf „Hausaufgaben machen“

Im Ost-Derby zwischen Marzahn und Union sind die Gewichtsverhältnisse klar verteilt

von Matthias Vogel

Marzahn. Aus dem Duell auf Augenhöhe von einst ist längst ein Klassenkampf geworden. Was Gastgeber und Kellerkind BSC Marzahn und die Titelfavoritinnen des 1. FC Union Berlin gerade noch eint: Beide Teams brauchen jeden Punkt. Marzahn, um die Klasse zu halten, Union, um Tabellenführer FC Viktoria 1889 noch vor der Ziellinie einzuholen. Anpfiff ist um 14 Uhr auf dem Rasenrechteck an der Franz-Stenzer-Straße 45.

Nach dem personellen Umbruch zwischen der vergangenen und der aktuellen Saison reichten die Leistungen des BSC Marzahn, der immerhin schon eine Dekade lang der Regionalliga Nordost zugehörig ist, bis dato meistens nicht, um der Konkurrenz Paroli zu bieten. Die Folge: Lediglich vier Punkte stehen zu Buche, das bedeutet den vorletzten Tabellenplatz, der Klassenerhalt ist akut gefährdet. Warum in Marzahn hinsichtlich des Regionalliga-Fußballs noch niemand das Licht ausgemacht hat, liegt daran, dass der erste Nichtabstiegsplatz nur fünf Zähler entfernt ist. Dort rangiert der SV Eintracht Leipzig-Süd. Und: Am ungebrochenen Kampfgeist des Teams.

Marzahns Leistungsträgerin Stefanie Henke: „Gekämpft wird bis zum Schluss!“ Foto: Matthias Vogel

Und auch, wenn die Eisernen Ladies selbigen zu spüren bekommen sollen: Ein Gegner gleicher Kragenweite wäre vielleicht gerade für den weiteren Verlauf der Saison besser für den BSC. Zumal es bei Union läuft wie geschnitten Brot. Der FC Erzgebirge Aue wurde vergangene Woche filetiert wie der VfL Wolfsburg vom FC Bayern München am heutigen Spieltag der Männer-Bundesliga. Sieben Kisten schenkten die Fußballerinnen aus Köpenick ihren Gästen ein. Besonders bemerkenswert und für Trainer Falko Grothe ein Leistungsmerkmal seiner Elf: „Sechs verschiedene Torschützinnen. Das spricht für sich.“ Gefahr droht dem BSC Marzahn also von überall.

Erste, Zweite, Unterbau: Qualität in der Breite zahlt sich aus für Union

Gegen Aue ging Grothes Matchplan auf. Ein frühes Tor sollte her, Josephine Ahlswede traf nach einer Viertelstunde zur Führung. In der Folge blieb Aue wie erwartet zweikampfstark, konnte sich aber nicht mehr hinten einigeln. Mit zunehmender Spieldauer schwanden wegen des konstant hohen Tempos der Berlinerinnen die Kräfte bei den Gästen und die Tore fielen wie reife Früchte. Bad News für Marzahn: Standen bei den Eisernen vergangene Woche gerade einmal 13 Spielerinnen auf dem Spielbericht, lichtete sich nun Lazarett und auch die gesperrte Josephine Bonsu ist nach ihrer Gelbroten Karte aus dem letzten Spiel vor der Winterpause wieder spielberechtigt. Was Grothe dazu sagt, verdeutlicht, mit welchem Schwergewicht es der BSC am Sonntag, 10. März, zu tun bekommt: „Ist natürlich gut, wenn Bonsu wieder zur Verfügung steht. Aber ihre Stellvertreterin Maria Pia Zander Zeidam hat ihre Sache auch sehr gut gemacht.“

Neuzugang Nadia Pearl (li.) und Maria Pia Zander Zeidam (10) zählten zu den Torschützinnen beim Kantersieg gegen Erzgebirge Aue. Foto: Judith Diecke

Mit anderen Worten: Fällt bei Union jemand aus, rückt jemand mit annähernd gleicher Qualität nach. Der Gegner muss also immer mit gleichstarkem Gegenwind rechnen. Derzeit macht sich Lisa Heiseler in der Berlin-Liga-Vertretung der Eisernen nach ihrem Kreuzbandriss für die Regionalliga fit. Eine, die ihre Verletzung schon überstanden hat und schon das Niveau erreicht hat ist Youngster Seline Arslan. Das Eigengewächs markierte gegen Aue das 7:0 und damit ihren ersten Regionalliga-Treffer.

Dosenöffner Josephine Ahlswede (14) bei der Ausübung ihrer Pflicht. Foto: Judith Diecke

Alles in allem lässt es sich für Union gut aushalten in der Lauerstellung. Und ein Sieg gegen Marzahn ist unabdingbar. Denn nächste Woche steht das Gipfeltreffen beim FC Viktoria auf der Agenda. Jetzt Federn zu lassen, wäre fatal für Union. Grothe setzt daher wieder auf ein frühes Tor. Kürzlich trafen die beiden Mannschaften im Polytan-Cup aufeinander: Viertelfinale, Union behielt mit 3:0 die Oberhand und Grothe war zufrieden, weil dieser Sieg recht ungefährdet war. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass Marzahn noch lebt. Stefanie Henke, Marzahns routinierte und mit Regionalliga-Niveau gesegnete Flügelspielerin auf der linken Seite, bestätigt: „Wir sind nicht komplett morgen, aber die Stimmung bei uns ist trotz der schwierigen Situation gut. Gekämpft wird bis zum Schluss!“


Titelbild (Judith Diecke): Wenn Unions Spielführerin Marie Weidt (re.) und ihre Kolleginnen gastieren, droht Torgefahr von jeder Position.

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