Viktoria II ermauert sich ein torloses Remis gegen Türkiyemspor
von Matthias Vogel
Für eine faustdicke Überraschung hat die zweite Garnitur des FC Viktoria 1889 Berlin am Sonntag gesorgt. Mit viel Leidenschaft und Geschick erkämpfte sie sich gegen das Berlin-Liga-Schwergewicht Türkiyemspor ein 0:0, hatte allerdings auch das Glück, dass einfach keiner der gefährlichen Fernschüsse aus den Reihen des Gäste-Teams den Weg ins Netz finden wollte.
Lichterfelde. Beton anrühren, vielleicht ab und an einen Konter setzen, das war die Marschroute, die Viki-Coach Roman Rießler gegen die geballte Offensiv-Power aus Kreuzberg ausgegeben hatte, und die Rechnung ging auf. Begünstigt durch den kleinen Platz an der Osdorfer Straße, machte Viktoria den Raum für Kombinationen aus der Schmiede „Yaren, Szuh & Solmaz“ unheimlich eng, versuchte stets von allen Seiten Druck auf die Ballführende auszuüben. Das machte sehr genaues Passspiel und gewandte Ballannahmen erforderlich und genau da hakte es an diesem Tag bei Türkiyemspor laut Trainer Murat Dogan: „Viele kleine Ungenauheiten haben heute unser Spiel geprägt“, analysierte er nach der Partie.

„Wir hatten ja trotzdem unsere Chancen. Aber dann haben wir meistens nicht genug Druck hinter den Ball bekommen“, so Dogan weiter. Beleg war eine Aktion Mitte der zweiten Halbzeit, als Arzum Eren im 16er der Lichterfelderinnen in Schussposition kam, ihr Versuch aber wie eine Rückgabe für Viktoria-Keeperin Antonia Dimmig um die Ecke kam und Dogan kurz davor war, vor Wut in den Kunstrasen zu beißen.
Gut für die Zähne: Coaches beißen trotz ihrer Wut nicht in den Kunstrasen
Sein Gegenüber Rießler hatte in einer Situation auch schon das Lätzchen umgebunden und die Zähne gefletscht. Der ansonsten sehr stabil stehenden Innenverteidigerin Katharina Engelmann sprang ein hoher Ball zwei, drei Meter von der Strafraumgrenze entfernt an die Hand. Ihr Trainer und sicher auch Engelmann selbst hätten sich ein sauberes Klären gewünscht, so gab es Freistoß für Türkiyemspor und das bedeutet nun mal stets höchsten Alarm für den Gegner. Erika Szuh setzte ihren Schuss allerdings zu hoch an, Engelmanns Fauxpas blieb ohne Folgen und der Kunstrasen ganz.

Durch Standards und Fernschüsse strahlte Türkiyemspor die größte Gefahr aus. Zwei Torpedos aus der Distanz von Aylin Yaren – jeweils kurz aufgegabelt und dann als Dropkick abgefeuert – zischten hauchdünn links und rechts am Viki-Kasten vorbei und kurz vor dem Ende wuchtete Routinier Safiye Kok nach einem Eckball die Kugel per Kopf knapp neben das Tor. Die restlichen brenzligen Situationen entschärfte die sichere Viki-Torhüterin Dimmig. Türkiyemspor hatte an diesem Tag kein Spielglück. In der Schlussphase – und das hätte Murat Dogan und seinem Team gerade noch gefehlt – hätte Vicdan Yavas die Partie komplett auf den Kopf stellen können. Viktoria hatte sich gut, weil schnell nach vorne kombiniert und Denise Hülya Kaplan musste in höchster Not retten. Yavas kam eine Stiefelspitze zu spät, sonst wäre sie wohl auf und davon gewesen. Die Angreiferin verletzte sich in dieser Situation an der Schulter, konnte aber nach kurzer Behandlungspause weiterkicken. Roman Rießler kommentierte die Szene so: „Also dieses Spiel zu gewinnen, wäre dann wirklich des Guten zu viel gewesen.“

Dementsprechend freute sich Viktoria am Ende sehr über den hart erkämpften Punkt und Rießler lobte sein Team: „Wenn so ein Gegner nur einmal pro Halbzeit hinter unsere letzte Reihe kommt, sagt das schon etwas über die Abwehrleistung aus.“ Dogan resümierte: „Kleiner Platz, tief stehender Gegner, der sich voll hinein wirft: Das ist immer schwer.“ Dass seine Elf wegen des Ausrutschers nun von Union II überholt wurde und auf den dritten Rang zurückfiel, macht ihn nicht nervös. „Die komplette Rückrunde steht noch aus. Jetzt schwächeln wir ein bisschen, wer weiß, wann es die anderen tun.“
FC Viktoria 1889 Berlin II – Türkiyemspor Berlin 0:0. Viki-Girls: Dimmig, Diesing, Boldt, Engelmann, Rießler, Pinkawa, Reinicke, Steinmeyer, Schulte, König, Yavas. Türkiyemspor: Mzoughi, Fabarius, Kok, Badem, Krüger, Solmaz, Abel, Szuh, Yaren, Eren, Kaplan. Tore: Nix war’s! Schiedsrichter: Thomas Hein. Zuschauer: 30.
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