Vom Papier her ein Gipfeltreffen …

von Matthias Vogel

Am letzten Landesliga-Spieltag vor der Winterpause gibt es noch einmal einen echten Leckerbissen für die Freunde des Berliner Frauenfußballs. Der Tabellenzweite Friedrichshagener SV gastiert am Sonntag, 9. Dezember, beim unumstrittenen Klassenbesten Spandauer Kickers. 

Staaken. Gerne hätte SV-Coach Stefan Götze den selbsternannten Titelfavoriten geärgert. Weil ihm aber kurzfristig die halbe Mannschaft wegen Verletzung, Schichtarbeit und Krankheit weggebrochen ist, sei man nun eher auf Schadensbegrenzung aus. Besonders der Ausfall der früheren Zweitliga-Spielerin Julia Schlotte (1. FC Union Berlin) und der zuletzt sehr treffsicheren Stürmerin Lara Trebuth tue weh. „Wir fahren da morgen mit zwölf Spielerinnen hin, von denen drei gesundheitlich angeschlagen sind. Da kann man nicht viel erwarten“, sagte Götze am Samstag. Gerne hätte er die Partie wegen des schmalen Kaders verlegt gehabt, die Bitte stieß bei Kickers-Coach Thomas Winzer aber auf taube Ohren. „Die Mädels wollten unbedingt spielen und die Ausweichtermine wären für uns ungünstig gewesen“, sagte er. Götze nahm es sportlich: „Vermutlich hätte ich das genauso gemacht. Ich wollte es einfach nicht unversucht lassen.“

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Jubel in orange – in diesem Jahr ein gewohntes Bild. Foto: Matthias Vogel

Unabhängig vom letzten Resultat des Jahres ist Götze hoch zufrieden mit dem Verlauf der Saison. „Im ersten Jahr ist man ja meistens von Aufstiegseuphorie getragen. Dass wir im zweiten Jahr wieder oben dabei sind, hätte ich nicht erwartet.“ Der Kader sei insgesamt nicht so breit, deshalb spiele man zum Beispiel schon einmal ohne die etatmäßige Torhüterin. „Aber die Mädels machen Spaß und haben einfach Bock auf Fußball.“ Jung und damit noch entwicklungsfähig ist der SV, dafür fehle es seiner Mannschaft in manchen Situation noch an der nötigen Abgeklärtheit.

Mannschaft mit Charakter

Ganz anders Gastgeber Spandau. Eine sehr erfahrene Mannschaft mit vielen Berlin-Liga erprobten Spielerinnen hat die Liga so beherrscht, wie Winzer es vorhergesagt hatte. Ein einziges Remis mussten sie sich gefallen lassen – gegen den SFC Stern II. Ansonsten wurde alles gewonnen. Einfach also für Winzer, zufrieden zu sein? „Na klar. Besonders hat mir gefallen, dass wir die jüngsten beiden Spiele gegen Hansa und Adlershof auch gewonnen haben, obwohl wir nicht in Bestbesetzung gespielt haben und daher deutlich mehr gefordert waren. Da hat die Mannschaft wirklich richtig Charakter gezeigt.“ Es geht also auch ohne Top-Torjägerin Sarah Tiede und Lisa Krüger, wenn auch nicht ganz so gut.

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Gesagt und fast getan: Thomas Winzer hat den Meistertitel seiner Elf angesagt und ist auf dem besten Wege, Recht zu behalten. Foto: Thomas Winzer

Stefan Götze wird fluchen, wenn er morgen auf den Spielbericht blickt. Ausgerechnet dann, wenn sein Kader geschröpft ist, tritt der Konkurrent mit voller Kapelle an. „Nur Lea Teutenberg fehlt“, sie studiert in Marburg und steht uns nicht immer zur Verfügung, sagte Winzer. Er wird auf Sieg spielen lassen. Das hätte er auch gegen einen SV in Top-Besetzung gemacht. Und Götze wird seine Elf defensiver einstellen als gewohnt. „Wir wollen alles geben“, verspricht er. „Und wer weiß? Vielleicht wachsen wir ja über uns hinaus.“

Mit der Vorbereitung zur Rückrunde beginnt bei den Kickers auch schon die Kaderplanung für die nächste, für die Berlin-Liga-Saison. „Ist tatsächlich so“, gabt sich Winzer gewohnt offensiv. „Wir werden erst mit den derzeitigen Spielerinnen sprechen und uns dann auch nach Verstärkungen umsehen.“ Vor dem Erfolg ist bekanntlich der Schweiß gesetzt. Die Kickers müssen schon noch ein paar Siege einfahren, bevor der Meister-Sekt kalt gestellt werden kann. Der erste davon soll am Sonntag auf der Sportanlage am Brunsbütteler Damm 441 verbucht werden, Anpfiff ist um 14 Uhr.

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