Wie ein Tor-Junkie auf Entzug
* Endlich wieder im Zentrum, erzielt Emina Wacker alle vier Sterner Kisten

von Matthias Vogel

Zum Abschluss des Jahres haben die Regionalliga-Fußballerinnen des SFC Stern 1900 noch einmal gezeigt was in ihnen steckt und das Gästeteam des SV Eintracht Leipzig-Süd sicher mit 4:1 bezwungen. Einen Sahnetag erwischte Emina Wacker. Innerhalb der ersten Viertelstunde gelang ihr ein lupenreiner Hattrick, damit war die Hälfte der Miete schon bezahlt.

Steglitz. Wäre der vergangene Sonntag der 1. April gewesen, dann könnte man diesen Bericht so beginnen: „Mensch, der Harald Planer, das ist vielleicht ein Trainerfuchs! Lässt seine etatmäßige Spitze Emina Wacker mit Absicht wochenlang auf dem Flügel darben, um sie dann – in Ermangelung an ins Netz gepackten Bällen völlig ausgehungert – mal wieder auf ihrer Lieblingsposition spielen zu lassen. Frei nach dem Motto: Mal sehen, wie ihr Torheißhunger dem unbequemen Kontrahenten aus der Messestadt bekommen wird.“ Es war zwar nicht der 1. April sondern der 2. Dezember, und Planer lässt Wacker wegen ihrer Schnelligkeit eben einfach auch gerne auf der Außenbahn spielen – gerade wenn er nicht so wie in diesem Spiel auf Nicole Schröder (Knöchelverletzung) im Zentrum verzichten muss. Aber Emina Wacker trat tatsächlich so auf wie ein Tor-Junkie auf Entzug, getrieben von der Sucht nach Erfolg und Jubel, immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss.

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Nicht zu halten war Emina Wacker, die flinke Stürmerin markierte beim 4:1 ihres SFC Stern 1900 alle vier Kisten. Foto: Sophia Skuratowicz.

Dreimal innerhalb von 15 Minuten steckten ihr die Kolleginnen Katharina Göttfried, Leonie Sohr und Jaqueline Behrends jeweils den Ball durch die letzte Reihe der Eintracht, dreimal sauste sie mit dem Ball am Fuß allen davon und entschied dreimal das Eins-gegen-eins-Duell gegen SV-Torhüterin Anna-Lena Kriegq (2., 12., 15.) für sich. „Eiskalt“, resümierte Planer und Kriegq dürfte in der Nacht zum Montag schlecht von der wieselflinken Sterner Angreiferin und deren hundertprozentiger Trefferquote geträumt haben, zumal Wacker ja immer noch nicht genug hatte und in ihrem Torrausch – nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Stephanie Winkler (48.) – kurz vor Ende der Partie den alten Abstand per Abstauber wieder herstellte (88.).

Vergessen, den Sack vorzeitig zuzumachen

Nach dem lupenreinen Hattrick entwickelte sich laut des Sterne-Coaches kein typisches Spiel für diesen Spielstand. „Da lag nicht das vierte, fünfte und sechste Tor in der Luft. Wir hatte die Partie schon im Großen und Ganzen im Griff, allerdings mussten wir schon auch auf die Leipzigerinnen aufpassen.“ Dass seine Mannschaft „vergessen“ habe, vorzeitig den Sack zuzumachen, war auch der einzige Kritikpunkt Planers. Genau in der Mitte der Tabelle schließen die Steglitzerinnen das Jahr 2018 ab, mit fünf Punkten Rückstand auf den Fünften RB Leipzig und genauso viel Zählern Vorsprung auf den Siebten FF USV Jena II. „Damit können wir sehr zufrieden sein“, sagt Planer. Er ist aber auch nachdenklich. Weil das Standing im Tableau ja genau das belegt, wovon er stets spricht: Für einen Sieg gegen die Top-Five reicht es noch nicht, für den Rest der Liga hat sich Stern zur sehr unangenehmen Adresse entwickelt.

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Katharina Göttfried (li.) war ihren Leipziger Gegenspielerinnen häufig einen Schritt voraus. Foto: Sophia Skuratowicz

„Um die Spitzenteams zu gefährden, müssen wir, so denke ich, in der Rückrundenvorbereitung weiter an unserer Zweikampfstärke feilen. Technisch und taktisch kommen wir da nicht ran“, sagt Planer. Seine Erwartungshaltung wird aber nicht ins Kraut schießen, seine Mannschaft ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige der Liga, die lediglich zweimal pro Woche trainiert. Alles im Lot also in Steglitz, in der Pause werden sich zudem die meisten verletzten Spielerinnen wieder erholen. Den Auftakt zur Vorbereitung bildet dann die Teilnahme an den Brandenburger Hallenmasters Mitte Januar. „Das haben wir in den vergangenen beiden Jahren gewonnen und sind als Titelverteidiger natürlich wieder mit von der Partie.“


SFC Stern 1900 – SV Eintracht Leipzig-Süd 4:1. Sterne: Bartholdi, Göttfried, Sange, Gierig, Heuser (89. Faulhaber), Wacker, Armanious, Lux, Behrends, Sohr, Goll. Tore: 1:0, 2:0, 3:0, 4:1. Schiedsrichterin: Jennifer Zeuke. Zuschauer: 30. Rasenperle des Tages: Emina Wacker, wer sonst?

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