Blau-Gelb meldet zweite Garnitur ab
* Trainer Marcel Retkowski-Lehmann hatte schon vor zwei Monaten hingeworfen

von Matthias Vogel

Es ist bitter. Der Berliner Serienmeister von einst, der SV Blau-Gelb Berlin, hat seine Zweite vom Spielbetrieb der Landesliga abgemeldet. Trainer Marcel Retkowski-Lehmann hatte bereits vor knapp zwei Monaten hingeworfen, jetzt zog der Verein die Notbremse, weil er alle Kräfte für den Klassenerhalt der Ersten in der Berlin-Liga bündeln möchte. 

Weißensee. Sandra Brelauw kann einem durchaus leid tun. Sie wusste schon, auf was sie sich einließ, als sie zu Saisonbeginn an die Rennbahnstraße wechselte, um die Blaugelben zu trainieren. Mehrere Leistungsträgerinnen hatten den Club verlassen, aber immerhin: Der zweite Anzug war unter der Ägide von Coach Marcel Retkowski-Lehmann gerade in die Landesliga aufgestiegen, rückte also bis auf eine Klasse an die Erste heran – sportlich gesehen nicht die schlechteste Voraussetzung. Aber damit, dass der Reserve-Coach vor dem Spiel gegen die Spandauer Kickers vor sieben Wochen das Handtuch werfen würde, damit konnte sie nicht rechnen.

 

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Spielertraube nach dem Aufstieg der blaugelben Zweiten, Trainer Marcel Retkowski-Lehmann ist noch ein bisschen angespannt – alles Geschichte. Foto: Matthias Vogel

Dabei war dem Vernehmen nach zu Beginn der Saison noch alles in Ordnung. Einen großen Pool an Spielerinnen hatte man am Start, die Mannschaft sollte es richten, nicht mehr der Star, wobei der Begriff Mannschaft alle Mädels, ob Erste oder Zweite, umfasste. Nun also der herbe Rückschlag, die Reserve wurde abgemeldet. Der Moabiter FSV ist deshalb spielfrei am kommenden Sonntag, wer gegen das Kellerkind Blau-Gelb II bereits gespielt und gewonnen hat, dem wurden die Punkte abgezogen und das Tabellenbild hat sich ein bisschen verzogen.

Brelauw: „Letztendlich war es nur eine Frage der Zeit.“

Keine E-Jugend oder B-Jugend mehr zu haben, oder eben keine zweite Mannschaft, das gilt für einen Verein als „Worst case“, als Anfang vom Ende. Dementsprechend groß ist das Magengrummeln bei Sandra Brelauw, die zusammen mit ihrem Co-Trainer Tom Rimasch bis zuletzt versucht hat, die Situation zu retten und die Zweite mitzubetreuen. „War aber letztendlich nur eine Frage der Zeit“, sagt sie jetzt. „Der Verein hat in Absprache mit uns beschlossen, den Fokus auf den Klassenerhalt der Ersten zu richten.“

 

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Schnelllebig ist er, der Fußball. Aufstieg gefeiert, ein halbes Jahr später vom Spielbetrieb abgemeldet. Foto: Matthias Vogel

Retkowski-Lehmann hatte sich nach eigenen Angaben im Sommer überreden lassen, die Mannschaft nach dem Aufstieg weiter zu führen, bis sich ein Nachfolger findet. Als der Kader immer weiter schrumpfte – Blau-Gelb kämpft seit Saisonbeginn mit einer Verletzten-Misere und auch ein, zwei Abmeldungen – wurde dem in Blankenfelde wohnhaften Familienvater der Aufwand im Vergleich zum Ertrag zu gering. Zumal er beim FC Internationale die weibliche E-Jugend trainiert. „Eine Mordsfahrerei – das ging wirklich nur noch ins Geld“, sagt er.

Wenn einem das Pech einmal an den Hacken klebt …

Brelauw hofft nun, dass sich ihr Lazarett über die Winterpause lichtet. Um die Klasse, ja um den Verein halten zu können. „Das wird zwar schwierig, weil wir dann wieder zu viele Spielerinnen für nur eine Mannschaft hätten, aber das ist eben gerade die Situation bei uns.“ Bezeichnend für den miesen Lauf, den Blau-Gelb in dieser Saison hat, ist beispielsweise der Spielverlauf des Matches gegen Grün-Weiß Neukölln am vorvergangenen Wochenende. „Bis zur 60. Minute führen wir 1:0 und dann hauen wir uns mehr oder weniger zwei Eigentore rein“, klagt Brelauw. Aufstecken ist aber nicht, weder für sie noch für ihre Mädels. „Das muss man ihnen echt hoch anrechnen, die Moral ist top. Allerdings helfen irgendwann die besten Entwicklungen oder Aufmunterungen nicht mehr, wenn die Ergebnisse nicht passen.“ Ausgerechnet jetzt kommt nun ein sehr unangenehmer Gegner an die Rennbahnstraße: Berolina Mitte. Wenn einem das Pech einmal an den Hacken klebt … . Anpfiff ist am Sonntag, 25. November, um 13 Uhr.

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