von Matthias Vogel
Puh! Das war knapp! Oder auch nicht? Die Frauen des FC Viktoria 1889 Berlin haben auch das zwölfte Spiel in der Regionalliga Nordost für sich entschieden. Gastgeber Magdeburger FFC trieb den Tabellenführer an dessen Grenzen, bekam aber am Ende seine eigenen aufgezeigt: 1:2.
Magdeburg. Drei ganz dicke Chancen hatte der glänzend eingestellte Magdeburger FFC in der ersten Viertelstunde. Früh attackierten die Sachsen-Anhaltinerinnen den Klassenprimus. Und weil der es gewohnt ist, solche Aufgaben spielerisch zu lösen, das aber nicht konzentriert genug machte, brannte es lichterloh vor dem Viki-Kasten. Trainer Roman Rießler führte das durchaus auch auf die erschwerten Bedingungen für seine Elf zurück, denn wem wegen eines Pokalspiels der Schmalz fehlt, der kann sich auch nicht optimal konzentrieren. Rießler weiß, dass in dieser Phase die Partie eine denkbar ungünstige Wendung für ihn und sein Team hätte nehmen können. „Was Spitzenmannschaften auszeichnet, ist aber eben auch eine gute Torhüterin. Inga Buchholz hat zwei der drei Magdeburger Großchancen herausragend pariert, bei der dritten ist der FFC am eigenen Unvermögen gescheitert.“

Genauso bezeichnend für ein Topteam ist sicher auch, dass man in einer Drangperiode des Gegners selber Chancen kreiert. So geschehen in der 9. Spielminute, als Dilara Türk zum Kopfball kam. Was sich danach abspielte, ist genauso kurios wie die Tatsache, dass das eher kopfballschwache Viki-Girl überhaupt an die Kugel kam. FFC-Schlussfrau Jana Tauer fing den Ball zunächst sicher. Dann kam Schlitzohr Anja Kähler an und köpfte ihr den Ball aus den Händen ins Tor. Der Linienrichter deutete auf „Treffer“ und nicht zuletzt Rießler war darüber sehr verwundert: „Die Auflösung war aber dann wohl, dass der Ball schon bei Dilaras Kopfball hinter der Linie war. Die Meinung hatte der Schiedsrichter-Assistent sicher exklusiv. Aber ich war ziemlich weit weg und die Proteste der Magdeburger leise. So what?“ Die Führung verunsicherte den FFC zwar merklich, allerdings kam er dennoch vor dem Seitenwechsel zum Ausgleich. Ein Seitenwechsel von Eyline Jakubowski auf Louise Trapp missglückte, als der Konter lief war die linke Viki-Seite indisponiert und so fand der Ball den Weg ungehindert ins Zentrum zu Chantal Schmidt, die humorlos egalisierte (41.).
Einfach einen Schritt mehr machen
In der Pause schwörte Rießler seine Truppe noch einmal darauf ein, sich durch das Pressing keinesfalls aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich habe ihnen geraten, auch den Mut für den fünften oder sechsten Pass in der eigenen Hälfte zu haben, dass man aber dafür aber eben auch den Schritt, die Freilaufbewegung mehr machen muss.“ Dazu der Tipp, die erste oder die ersten beiden Reihen der Magdeburgerinnen einfach mal per Chip zu überspielen. „Weil sich im Anschluss echt Platz bietet.“ Rießlers Saat trug Früchte. Gerade wieder auf dem Feld, hatte zwar Magdeburg noch einmal einen „Riesen“, wie Rießler die ganz guten Torchancen nennt. „Aber ab der 50. Minute hatten wir die Partie im Griff“, so der Viki-Coach.

Es passte zu diesem Tag – an dem eine Spitzenmannschaft alles abrufen muss, was sie hat – dass die Schützin zum Siegtreffer nicht zum Kreise der üblichen zählte. Nach einer Ecke verlängerte Beslinda Shiqjeqi per Kopf, am zweiten Pfosten stand Jessica Purps. Vielleicht stand sie da schon häufiger in Erwartung eines solchen Balles, aber was sie nun, da er tatsächlich ankam, damit machte, machen nur die richtig coolen Socken. „Sie stand nur einen Meter vor der Kiste, hat aber nicht draufgebolzt, sondern den Ball angenommen und lässig eingeschoben“, berichtete Rießler.
Tiefer Rasen, großer Platz, Pokalspiel in den Knochen – und trotzdem mit 2:1 gegen einen starken Gegner gewonnen. „Like a boss“ möchte man beisteuern. Und Roman Rießler wertet, merklich zufrieden: „Nicht unverdient. Das war heute ein Sieg des Willens, des Charakters. Und im Notfall war Inga Buchholz zur Stelle.“
Magdeburger FFC – FC Viktoria 1889 Berlin 1:2 (1:1). Viki-Girls: Buchholz, Kähler, Shiqjeqi, Fandre, König, Türk, Purps, Sänger, Schulte, Jakubowski, Trapp. Tore: 0:1 Türk (9.), 1:1 Schmidt (41.), 1:2 Purps (54.). Schiedsrichterin: Christine Weigelt. Zuschauer: 57,5.
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