Die Weste bleibt weiß
* Viktoria lässt nicht am Thron rütteln und gewinnt das Derby gegen Stern klar

von Matthias Vogel

Die Fußballerinnen des FC Viktoria 1889 Berlin bleiben auch nach dem zehnten Spieltag der Regionalliga Nordost ungeschlagen. Im Stadtteil-Derby zuhause gegen den SFC Stern 1900 behielt die Rießler-Elf mit 3:0 die Oberhand. Der Sieg war ungefährdet.

Lichterfelde. Die Leistung der Viki-Girls in dieser Saison ist schon bemerkenswert. Mehr als vier Tore haben sie durchschnittlich geschossen, die volle Punktzahl geholt und nur drei Gegentore kassiert. Klar zählte die Truppe aus Lichterfelde schon vor der Saison zu den Favoriten auf den Gewinn der Meisterschaft, dass aber schon einem Spieltag vor dem Ende der Vorrunde der Herbstmeister-Titel zu Buche stehen würde, hätten wohl selbst die himmelblausten Optimisten nicht erwartet.

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Louise Trapp (am Ball) ist aufgrund ihres Tempos nur schwer zu stellen, selbst für flotte Gegenspielerinnen wie Emina Wacker. Foto: Julia Haake

Diese Dominanz bekam auch der Nachbar aus Steglitz am Sonntag von Anfang an zu spüren. „Die haben zu keinem Zeitpunkt der Partie den Anschein erweckt, uns zu unterschätzen“, sagte ein sichtlich beeindruckter Sterner Coach Harald Planer nach der Partie. „Wir hätten hier heute nur mit einer unglaublichen Effektivität etwas holen können.“ Damit meinte Planer die einzige echte Großchance seiner Mädels in der 18. Spielminute. Emina Wacker hatte auf der linken Seite ihre Gegenspielerin stehen lassen und nach innen gepasst. Adressatin war die fleißige Nicole Schröder, deren Schuss aber über das Viktoria-Gehäuse sauste. Eine gute Möglichkeit, den Spielverlauf auf den Kopf zu stellen und der Begegnung einen anderen Charakter zu verpassen. So war und blieb die Viktoria der Chef im Ring am Ostpreußendamm. Den geordneten Spielaufbau der Gastgeberinnen konnte Stern kaum unterbinden.

Joker Shigjeqi kann auch von Anfang an

Kurz vor der Schröder-Chance traf Franziska Schulte mit einem Fernschuss die Latte des Sterner Kastens. Trotz aller Dominanz war das zunächst die dickste Chance für die Viktoria, weshalb ihr Coach Roman Rießler auch alles andere als zufrieden wirkte in seiner Coaching-Zone. Erst in der 42. Minute fand er die Ruhe, sich auf seinen Stuhl zu setzen. Da hatte sich nämlich Louise Trapp durch die gesamte Sterner Defensive gefummelt. Ihr Schuss wurde geblockt, aber Beslinda Shigjeqi stand goldrichtig und staubte ab: 1:0. Rasenperlen-Korrespondentin Sabrina Kaluza beschrieb die erste Halbzeit so: „Viktoria war schon klar besser, das Tor lag jetzt aber nicht unbedingt in der Luft.“

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Ob als Joker oder in der Startformation: Beslinda Shigjeqi ist äußerst torgefährlich. Gegen Stern gelangen ihr die Saisontreffer sieben und acht. Foto: Matthias Vogel

Warum Kaluza der Viktoria in der zweiten Hälfte deutlich stärkere Leistung attestierte, hatte laut Roman Rießler mit der Rückkehr zum gewohnten System zu tun. „Ich hatte es im 4:4:2 mit flacher Raute versucht, um mit der schnellen Trapp vorne die Innenverteidigung von Stern in Verlegenheit zu bringen. Das hat nicht so gut funktioniert, also haben wir es wieder verstärkt über außen probiert.“

Anja Kähler markiert ihren zehnten Saisontreffer

Der Druck auf die Sterner Abwehr wuchs und wuchs prompt und schließlich machte Shigjeqi mit einem großartigen Tor den Sack für Viktoria zu. Franziska Schulte war über die rechte Außenbahn angeprescht gekommen und hatte den Ball von der Grundlinie aus nach innen gelegt. Shigjeqi ließ den Ball durch die Beine und gab der Kugel mit der rechten Hacke die passende Richtungsänderung mit auf den Weg (68.). Kurz darauf kombinierten sich Trapp und Anja Kähler toll durch den Steglitzer Deckungsverbund und Kähler erzielte das 3:0 (72.) – Saisontreffer Nummer zehn.

Auch wenn Eyline Jakubowski und Louise Trapp noch jeweils das Gebälk des 1900er-Tores einem amtlichen Materialtest unterzogen, sah Roman Rießler im Ergebnis den Spielverlauf schon passend widergespiegelt. „Stern hat uns richtig gefordert. Wir sind heute aber jede Tempoverschärfung mitgegangen und haben dann noch einen drauf gesetzt. Das war aus meiner Sicht der Schlüssel zum Sieg.“ Harald Planer sah es ähnlich: „Jeden unserer schnellen Gegenstöße hat Viktoria im Keim erstickt.“ Seiner Mannschaft macht er keinen Vorwurf: „Viel mehr war für uns heute nicht auszuschütten.“ Sterns Innenverteidigerin Malena Klatte bewertete die Partie so: „Viktoria war schon sehr stark, die haben von Minute eins an Gas gegeben. Wir haben zwar gut dagegen gehalten, aber eben nicht über 90 Minuten. Und es war wirklich nicht möglich für uns, ein Tor zu schießen, die haben richtig gut zu gemacht.“


FC Viktoria 1889 Berlin – SFC Stern 1900 3:0 (1:0). Viki-Girls: Buchholz, Kleinfelf, Kähler (89. Päpke), Shigjeqi (74. Steinmeyer), Fandre, König, Purps, Sänger, Schulte (86. Eigenberger), Jakubowski, Trapp. Sterne: Bartholdi, Göttfried (62. Lautenbach), Sange, Schröder (75. Schleicher), Wacker, Schwabe (84. Armanious), Lux, Klatte, Behrends, Sohr, Goll. Tore: 1:0 Shigjeqi (42.), 2:0 Shigjeqi (68.), 3:0 Kähler (72.). Schiedsrichterin: Patrizia Schütz. Zuschauer: 150.

Titelbild: Die beiden mit der Nummer Sechs im direkten Duell: Anja Kähler (vorne) und Anina Sange. Foto: Julia Haake

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von Anders Noren.

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