Eiserne Ladies wieder auf Kurs
* Union mit besserem Spiel, Stern mit toller Moral: 3:1

von Matthias Vogel

Die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin haben das Berlin interne Regionalliga-Duell mit dem SFC Stern 1900 mit 3:1 für sich entschieden – unterm Strich verdienter Maßen. Lediglich in der Schlussphase, als die Steglitzerinnen noch einmal mobil machten, wackelte die Grothe-Elf ein wenig.

Köpenick. Marta Schrey hatte ohnehin einen guten Tag und dazu ihr Visier blendend eingestellt. Exakt Mitte der zweiten Hälfte führte sie etwa 25 Meter vor dem Sterner Kasten den Ball, blickte kurz auf, nahm Maß und packte die Kugel in den Knick. SFC-Keeperin Nicole Bartholdi stand vielleicht ein bisschen weit vor dem Tor, war vielleicht auch von der tief stehenden Sonne beeinträchtigt, allerdings war Schreys 3:0 auch absolute Maßarbeit – und brachte die Vorentscheidung.

 

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Prachttor – da darf Marta Schrey (2. von oben) schon mal intensiv geherzt werden. Foto: Matthias Vogel

Spannend war es zu beobachten, wie die beiden Teams mit den Ergebnissen der vergangenen Woche umgehen würden. Union hatte bei SV Eintracht Leipzig-Süd unnötiger Weise zwei Punkte liegenlassen (1:1), Stern war wegen einer katastrophalen zweiten Hälfe von Hohen Neuendorf auf eigenem Platz demontiert worden (1:4). So viel vorweg: Gut gingen beide Mannschaften mit ihren Hypotheken um. Bei den Eisernen Ladies war von Verunsicherung nichts zu spüren, ihrer spielerischen Dominanz hielt die Elf aus Steglitz ein auffällig diszipliniertes Defensivverhalten entgegen. Deshalb entwickelte sich eine hoch interessante Partie – rot-weiß versuchte Chancen zu kreieren, gelb-blau unterband das zunächst geschickt.

Missverständnis zwischen Sange und Klatte: Elfmeter

Für das erste Salz in der Suppe brauchte es dann auch ein Kommunikationsloch zwischen Anina Sange und Malena Klatte: Zu einer Union-Flanke sprangen beide zum Kopfball hoch, Klatte köpfte Sange an, so kam doch noch eine Union-Spielerin an den Ball, von deren Fuß der Ball Sange an die Hand sprang. Elfmeter, ein Fall für Marta Stodulska, unhaltbar schlug ihr Strafstoß in der rechten unteren Ecke ein (22.). Verdient war das 1:0, zumal es zu diesem Zeitpunkt in der Luft lag. Nur zwei Minuten zuvor hatte nämlich Schrey – mit noch nicht ganz optimal eingestellten Visier – aus 18 Metern die Latte des Sterner Gehäuses getroffen, Josephine Bonsu wuchtete den Nachschuss aus nächster Nähe in den Köpenicker Nachmittagshimmel (20.).

 

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Nerven wie Drahtseile: Marta Stodulska verwandelt den Handelfmeter sicher. Foto: Matthias Vogel

Dafür markierte die quirlige und trickreiche Flügelspielerin in der zweiten Hälfte das 2:0 ganz großartig. Ein halbhoher Ball passierte von der linken Seite Freund und Feind und landete eher überraschend rechts bei Bonsu. Traumwandlerisch sicher stoppte sie den Ball und knallte ihn anschließend kompromisslos in die Maschen: 2:0 – knapp eine Stunde war gespielt.

Unaufhörlich ermutigte Sterns Coach Harald Planer seine Mannschaft, nur ja die Angriffsbemühungen nicht einzustellen. Zwischen dem 2:0 und 3:0 hatte er in Katharina Schleicher eine weitere Offensivkraft gebracht. Das sorgte für Belebung, ab der 70. Minute nahm die Partie noch einmal richtig Fahrt auf, weil die Steglitzerinnen unbedingt wenigstens einen Treffer erzielten wollten. Schleicher vergab zwei Großchancen, einmal im Eins-gegen-eins gegen Union-Torhüterin Monique Eichhorn, einmal per Heber, der neben dem Gehäuse landete. Ein wenig später war es dann so weit: Emina Wacker steckte auf  Jaqueline Behrends durch und die traf dann endlich und gekonnt, halb hoch zischte der Ball in die linke Ecke (80.).  Wacker hatte dann tatsächlich noch den Anschlusstreffer auf dem Schlappen, scheiterte aber nach einem Traumpass von Behrends an Eichhorn. Die flotte Steglitzer Angreiferin hätte auch schon den Ausgleich zum 1:1 erzielen können, nur eine Minute nach dem Elfmeter-Tor hatte sie einen Nachschuss aus bester Position neben das Tor gesetzt.

 

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Anina Sange (li.) und Charleen Niesler im Duell. Foto: Matthias Vogel

Bei aller Sterner Moral, von einem glücklichen Unioner Sieg zu sprechen, wäre falsch. In der Schlussphase hatten die Köpenickerinnen ebenfalls drei dicke Chancen. Beispielsweise kurz vor dem Abpfiff, als die eingewechselte Jenny Trommer über rechts durchbrach und bilderbuchmäßig auf Charleen Niesler quer legte. Niesler, die im Unioner Mittelfeld ein gutes Spiel ablieferte, verzog und alles Haare raufen nützte nichts – es blieb beim 3:1 für Union.

Die individuelle Klasse hat sich durchgesetzt

Das Sterner Geburtstagskind Anina Sange fasste die Partie so zusammen: „Union war in der ersten Hälfte klar besser, wir hatten aber gut dicht gemacht hinten. Wenn wir vorne unsere 100-Prozentigen nutzen und es plötzlich 1:1 oder 3:2 steht, wird es nochmal ein anderes Spiel.“ Sanges Coach Harald Planer war bezüglich der Einstellung seiner Mannschaft – Knackpunkt bei der deftigen Niederlage gegen Hohen Neuendorf – wieder versöhnt. „Die individuelle Klasse von Union hat sich durchgesetzt. Einen 3:0-Rückstand gegen diese Mannschaft aufzuholen, wäre schon sensationell gewesen. Aber es war wichtig, wenisgstens dieses eine Tor mitzunehmen. Das wollten wir unbedingt.“ Unions Trainer Falko Grothe war zufrieden, auch wenn er davon ausgegangen war, Schreys Sonntagsschuss wäre schon der „Deckel drauf“ gewesen. „Zum Schluss gab es einen offenen Schlagabtausch. Wir waren unnötiger Weise zu offen hinten, bei Stern schien die Kraft ein wenig nachzulassen. Das Ergebnis geht in Ordnung so.“


1. FC Union Berlin – SFC Stern 1900 3:1 (1:0). Eiserne Ladies: Eichhorn, Stodulska (77. Trommer), Görsdorf, Weidt (66. Zander Zeidam), Bonsu, Ahlswede (77. Schindler), Niesler, Schrey, Götz, Radloff, Budde. Sterne: Bartholdi, Göttfried, Sange, Gierig, Schröder, Wacker, Schwabe (64. Schleicher), Lux, Klatte (77. Armanious), Behrends, Sohr. Tore: 1:0 Stodulska (HE, 22.), 2:0 Bonsu (58.), 3:0 Schrey (67.), 3:1 Behrends (80.). Schiedsrichterin: Katharina Kruse. Zuschauer: 80.

Titelbild: Jaqueline Behrends markiert das 3:1. Alle Fotos: Matthias Vogel.

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