Auf Tuchfühlung
* Meister Blau-Weiß nach 5:2 über Hertha 03 nur noch drei Punkte von der Spitze weg

von Matthias Vogel

Blau-Weiß 90 Berlin hat am Sonntag alle drei Punkte aus Zehlendorf entführt. Damit liegt der Vorjahresmeister im aktuellen Tableau der Berlin-Liga nur noch drei Zähler hinter Spitzenreiter Türkiyemspor. Daniela Schmidt schnürte beim 5:2-Sieg über Hertha den Dreierpack. 

Zehlendorf. Zum zweiten Mal binnen Wochenfrist behielt die routinierte Elf des Trainers Fred Klatt die Oberhand gegen den 03er-Talentschuppen. In der ersten Runde des Polytan-Cups waren die Mannschaften bereits aufeinander getroffen, 6:4 hieß es dort am Ende für Blau-Weiß. Klatt hatte danach den aufopferungsvoll kämpfenden Mädels aus Zehlendorf seinen tiefsten Respekt gezollt und lobend berlinert: „Die waren rischtich jut“. „Rischtich Jut“ hatte die Mannschaft von Coach Henrik Suttinger dann auch prompt im Punktspiel am Sonntag begonnen. Früh setzte sie die Gäste unter Druck, um deren begkannt gutes Kombinationsspiel im Keim zu ersticken. Bei Ballgewinn sollte dann die Post nach vorne abgehen, Suttinger hatte zu diesem Zweck extra zwei etatmäßige Stürmerinnen im zentralen Mittelfeld auflaufen lassen.

 

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Spielt überragende Flugbälle in die Spitze: Blau-Weiß-Mittelfeld-Ass Jana Teodoridis. Foto: Matthias Vogel

Wegen des beherzten Zehlendorfer Beginns durfte die schnelle Führung von Blau-Weiß noch als Ausrutscher im Hertha-Protokoll notiert werden. Einen Steilpass in die Spitze nahm Daniela Schmidt mit, lief alleine auf Torhüterin Dorranai Hassan zu und schob souverän links unten ein (6.). Die Gastgeberinnen ließen sich nicht beirren und fuhren kurz darauf fast die erste Ernte ihres forschen Starts ein. Jennifer Kandetzki schickte nach Balleroberung in der eigenen Hälfte mit einem langen Diagonalball Serafina Scharf auf der linken Seite auf die Reise. Die setzte sich gegen zwei Gegenspielerinnen bis auf die Grundlinie durch und passte in den Rückraum auf Anna Laue. Laue zog sofort ab – alles richtig gemacht – , aber Annelie John riss die Hand nach oben und parierte – ein sensationeller Reflex (12.). Mitte der ersten Hälfte war es dann aber soweit. Diesmal kam der Schnittstellenball in die andere Richtung auf Laue, die rechts an John vorbeiging und mit dem rechten Fuß zum Ausgleich traf (22.).

„Gameplan“ nicht verfolgt: Platz für Blau-Weiß

Warum danach der Faden bei Hertha riss, hat mit dem aufgeben der Spielordnung zu tun. Suttinger hatte mit Fünferkette agieren lassen, um sich bei den von Blau-Weiß gerne gespielten langen Diagonalbällen Zeit und Kraft zu sparen. „Plötzlich haben wir den Gameplan aufgegeben“, so der Zehlendorfer Coach. In seinen Augen hatte der Gegner nun deshalb mehr Platz zur Entfaltung, 90er-Trainer Klatt kommentierte die wachsende Überlegenheit seiner Elf am Ende so: „Ein technisch überragendes Spiel von uns.“

 

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Herthas Serafina Scharf (3) im Zweikampf mit Julia Primann (23). Foto: Matthias Vogel

Jedenfalls erzielte Schmidt noch vor dem Pausenpfiff das 1:2. Wieder war sie entwischt, diesmal vernaschte sie allerdings auf halblinks noch die nachsetzende Gegenspielerin, ehe sie den Ball mit rechts in die kurze Ecke zimmerte (34.). Als die eingewechselte Anna-Sophia Fechner nach etwa einer Stunde nach bewährtem Muster – langer Ball und Alleingang – das 1:3 markierte, machte Zehlendorf auf, kam nach Ecke und Gestochere im Gästestrafraum durch Stella Schreiber zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer und musste schließlich noch zwei Kontertore durch Fechner und Schmidt, auf Vorlage von Fechner, hinnehmen.

Suttinger gab schon zu, dass eine Mannschaft wie Blau-Weiß nur schwer über 90 Minuten erfolgreich am Toreschießen gehindert werden könne. Aber er ärgerte sich auch, weil seine taktische Marschroute nicht eingehalten wurde. „Wir waren auf einem guten Weg.“ Klatt war hoch zufrieden mit der Leistung seines Teams, hätte allerdings auch mit mehr Gegenwehr gerechnet. „Das war nicht die gleiche Mannschaft wie aus dem Pokalspiel. Da war Hertha wesentlich laufstärker.“


Hertha 03 Zehlendorf – SpVg. Blau-Weiß 90 Berlin 2:5. Hertha: Hassan, Kandetzki, Scharf (78. Schmitt), Urbschet, Grossmann (57. Rahaus), Hoffmann (66. Merabti), Laue, Dreher, Teuffert, Lechermeier, Schreiber. Blau-Weiß: John, Schmidt, Schumann, Lorenz, Felsch, Wuertz, Enge (51. Fechner), Primann, Wenk, Teodoridis, Hess. Tore: 0:1 Schmidt (6.), 1:1 Laue (22.), 1:2 Schmidt (34.), 1:3 Fechner (61.), 2:3 Scharf (65.), 2:4 Fechner (81.), 2:5 Schmidt (84.). Schiedsrichter: Armin Wells. Zuschauer: 50.

Titelbild (Matthias Vogel): Alexandra Lechermeier leitet gegen Franziska Wuertz (17) einen Hertha-Angriff in der zweiten Hälfte ein, Daniela Schmidt setzt nach.

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von Anders Noren.

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