von Matthias Vogel
Das Spitzenspiel zwischen Türkiyemspor und SC Staaken ist beim Stande von 1:1 abgebrochen worden. Grund war die schwere Verletzung von SC-Spielerin Vanessa Fiedler, die nach einem Zusammenprall eine Viertelstunde vor Schluss regungslos liegen blieb und mit dem Krankenwagen abtransportiert werden musste.
Kreuzberg. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die etwa 100 Zuschauer eine hochklassige und packende Berlin-Liga-Partie gesehen. Die beiden Teams wurden im Katzbachstadion ihrem Standing in der Tabelle – der Zweite empfing den Branchenführer – voll und ganz gerecht. Abtasten war zunächst Trumpf, beide Mannschaften scheuten übermäßiges Risiko. Vor den Kisten wurde es daher erst Mitte der ersten Halbzeit interessant. Erst trat Maxi Woelke eine Ecke vor das Tor von Türkiyemspor (18.). Torhüterin Berna Corr faustete an der Kugel vorbei, zum Glück für die Gastgeberinnen fand sich am zweiten Pfosten auch keine Abnehmerin aus Staaken. Genauso viel Dusel hatte dann der Tabellenführer nur zwei Minuten später, als Aylin Yaren mit dem Versuch scheiterte, aus der Distanz den Ball um die herausgeeilte Torhüterin Lisa Eichler herumzudrehen. Die Kugel landete links neben dem Tor.

Nach einer halben Stunde gelang Türkiyemspor die Führung in einer vollkommen ausgeglichen Partie. Eine Ecke von Aylin Yaren klärte Abwehrchefin Pia Feldhahn nicht konsequent. Yaren durfte erneut Flanken, das Staakener Zentrum war unsortiert und das ist fatal, wenn in den gegnerischen Reihen eine Stürmerin wie Sanna El-Agha steht. Die routinierte Torjägerin stoppte den Flugball am Fünfer herunter und schob ein. „Ein unnötiges Tor“, resümierte das Trainergespann des SC Staaken schon zur Pause. Feldhahn hätte besser rustikal auf die benachbarte Katzbachstraße klären sollen anstatt zu versuchen, die Situation spielerisch zu lösen.
Vorne nicht getroffen, hinten eins kassiert
Gerade als Türkiyemspor das Tempo forcierte und sich anschickte, das Spiel zu entscheiden, fiel der Ausgleich. Wie zuvor Yaren erhielt auch Maxi Woelke nach einer Ecke eine zweite Chance, ihre Hereingabe nahm Rebecca Ruschin an der Strafraumgrenze volley, das Spielgerät senkte sich über Corr hinweg ins Tor (58.) – ein sehr sehenswerter Treffer. Kurz zuvor hatte Erika Szuh das 2:0 für die Kreuzbergerinnen auf dem Fuß gehabt. An der Mittellinie trat sie an, vernasche zwei Gegenspielerinnen und versuchte sich mit einem Heber, der an die Latte klatschte.

Vor dem Hintergrund der Verletzung von Fiedler freilich alles Makulatur: Fiedler war von der linken Abwehrseite aus mit dem Ball am Fuß gestartet, von hinten gefoult worden und im Fallen prallte sie mit dem Kopf gegen das Knie von Aylin Yaren. Sie blieb regungslos liegen, war dem Vernehmen nach nicht mehr ansprechbar, und wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Staaken sah sich aufgrund dieses Schocks nun nicht mehr imstande, die Begegnung fortzusetzen, deshalb brach Schiedsrichter Ricardo Brüsch das Spiel ab (75.).
Illmann: „Meine Mannschaft ist total traumatisiert.“
Ob es wiederholt wird, ob der Spielstand von 1:1 übernommen wird oder ob mit 6:0 für Türkiyemspor gewertet wird, wird das Sportgericht entscheiden. SC-Trainer Stephan Illmann wusste am Abend noch nichts Neues über den Gesundheitszustand von Fiedler zu berichten, nur dass sie sich im Krankenhaus einer Computertomographie unterziehen müsse. Aufgrund der Schwere der Verletzung sei der Spielabbruch auf jeden Fall gerechtfertigt gewesen. „Meine Mannschaft ist total traumatisiert“, hatte er noch auf dem Spielfeld gesagt. Der erste Impuls von Türkiyemspor-Trainer Murat Dogan war, das Spiel fortzusetzen. „Ich kann aber auch Staaken verstehen, die Entscheidung ist in Ordnung.“
Türkiyemspor – SC Staaken Spielabbruch (1:1). Türkiyemspor: Corr, Wagner, Kok, Krüger (62. Badem), El-Agha, Solmaz, Beyer, Szuh, Yaren, Eren, Kaplan. Staaken: Eichler, Albrecht, Jasmin Moschko, Ebel, Fiedler, Illmann, Ruschin, Woelke, Sinka, Stegermeier. Tore: 1:0 El-Agha (30.), 1:1 Ruschin (58.). Schiedsrichter: Ricardo Brüsch. Zuschauer: 100.
