Soika: „Wer glaubt, 80 Prozent reichen, ist fehl am Platz!“
Spannendes Kellerduell: Pankow empfängt Blau-Gelb

von Matthias Vogel

Gar nicht erst in den Abstiegssog der Berlin-Liga geraten, unter dieser Prämisse werden am morgigen Sonntag, 30. September, die Frauen-Teams von Borussia Pankow und des SV Blau-Gelb Berlin gegeneinander antreten. Die Kontrahenten taten sich bislang schwer in der erstarkten Verbandsliga, drei Punkte würden die Seelen in beiden Lagern daher fein einbalsamieren. 

Pankow. Vor zwei Spielzeiten wäre die Begegnung an der Pichelswerderstraße noch ein Spitzenspiel gewesen. Am Ende feierte damals Blau-Gelb die Meisterschaft und die Borussia belegte im Jahr zwei nach dem Aufstieg aus der Landesliga einen sensationellen fünften Platz. Heute sieht das anders aus. Nach fünf Spieltagen trägt der Serienmeister von einst die Rote Laterne, erst ein Zähler konnte die neu formierte Truppe von Trainerin Sandra Brelauw verbuchen. Nicht recht viel besser verlief der Start von Sebastian Soikas Elf, mit drei Punkten rangiert sie derzeit auf dem drittletzten Rang.

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Ohne die wendige Außenspielerin erwartet die Borussia ihren Angstgegner Blau-Gelb. Foto: Matthias Vogel

Großartig die Pferde scheu zu machen, wäre freilich falsch. Die Saison ist schließlich noch lang. Dazu feilen sowohl Pankow als auch Blau-Gelb nach dem Weggang oder dem Kürzertreten einiger Stammkräfte an einem Umbruch. Und dennoch: Der Gang aus dem Keller fällt bekanntlich umso schwerer, je länger man dort verweilte. Und deshalb sagt Soika: „Wir sind uns dem Ernst der Lage vollkommen bewusst. Wir wissen, dass wir besser spielen können, als wir es bisher gezeigt haben.“ Damit meint der Borussia-Coach sicher weniger die 0:3-Niederlage gegen den amtierenden Meister SV Blau-Weiß Berlin am vergangenen Wochenende, als vielmehr die empfindliche 0:2-Pleite gegen Lichtenberg 47 vor zwei Wochen, als seine Mannschaft sich zwar redlich mühte, erst aber ihre Chancen nicht nutzte und es dann an Kreativität im Angriff fehlen ließ. Vom Tabellenstand will sich Soika jetzt nicht blenden lassen: „Wir werden Blau-Gelb nicht unterschätzen. Zumal wir noch nie gegen sie gewonnen haben. Wer glaubt, 80 Prozent reichen, ist fehl am Platze.“ Verzichten muss die Borussia auf die Verletzten Lucie Müller und Janne Wagner, auf Felicia Heinemeyer, die im Urlaub ist und – ganz bitter – auf Flügelflitzerin Sina Krüger. „Sie ist für zwei Monate in Portugal – Praktikum“, so Soika.

Individuell auf Augenhöhe?

Auf dem fünf Kilometer entfernten Sportgelände an der Rennbahnstraße schöpfte man vor zwei Wochen Hoffnung, als der Brelauw-Elf nach toller Aufholjagd ein 3:3 beim zweiten Anzug des SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf gelang. Die Ernüchterung erfolgte auf dem Fuß, mit 0:4 ging Blau-Gelb auf heimischen Geläuf vor Wochenfrist gegen Lichtenberg unter. „Da wollten wir mit zu vielen Einzelaktionen mit dem Kopf durch die Wand“, resümierte die Trainerin. Gegen die Borussia verlangt sie von ihren Mädels, sich wieder auf ihre Stärken zu besinnen – das Kombinationsspiel. „Haben wir die gesamte Vorbereitung bis zum Erbrechen geübt und hat gegen Hohen Neuendorf auch ganz gut geklappt“, sagt Brelauw, die erst seit dieser Saison die Mannschaft trainiert.

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Sarah Rode (am Ball) traf für Blau-Gelb gegen Hohen Neuendorf ins Schwarze. Foto: Matthias Vogel

Den morgigen Gegner kennt sie aus ihren aktiven Zeiten noch ganz gut. „Ich habe ja dort gespielt. Da sind schon noch einige meiner damaligen Mitspielerinnen am Ball.“ Darauf basiert auch ihre Einschätzung: „Von der individuellen Klasse her sehe ich uns mit Pankow auf Augenhöhe.“ Einige Verletzte hat sie zu beklagen, aber weder dieser Umstand, noch die magere Punkte-Ausbeute sind für sie Gründe, nicht mit Spaß und Zuversicht die schwere Aufgabe anzugehen: „Wer die bessere Tagesform hat und das bessere Kollektiv stellt, wird am Ende die Nase vorne haben.“ Klingt nach einer spannenden Geschichte, das Buch wird um 15 Uhr aufgeschlagen.

Titelbild (Matthias Vogel): Verena Baier ist die treibende Kraft bei der Borussia.

 

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