Kampf der Ambitionierten
Türkiyemspor und Bero - zwei Teams, die dieser Tage den Berliner Frauenfußball mitprägen, treffen heute aufeinander

von Matthias Vogel

Im Willi-Kressmann-Stadion an der Dudenstraße kommt es am heutigen Samstag, 8. September, zum Duell zweier Verbandsligisten, die im Berliner Frauenfußball einen dicken Fußabdruck hinterlassen wollen. Türkiyemspor empfängt den SV Blau-Weiß Berolina Mitte. 

Kreuzberg. Beide Vereine haben sich in den vergangenen Jahren in die Elite-Klasse des Frauenfußballs auf Verbandsebene hochgearbeitet, beide setzen bis dato mit konstant starker Jugendarbeit auf Nachhaltigkeit. Berolina vollzog den Aufstieg auffallend rasch, marschierte aus der Bezirksliga in die Berlin-Liga durch und bestreitet dort unter der Ägide von Trainer Stephan Marx nach einer großartigen Rückrunde im Debüt-Jahr die zweite Spielzeit. In Kreuzberg ging die sportliche Entwicklung etwas gemächlicher aber immer merklich von statten und gipfelte mit dem dritten Platz in der abgelaufenen Saison. Architekt des Erfolgs ist zweifelsfrei Coach Murat Dogan.

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Von der Spielstärke Erika Szuhs (re.) profitiert auch die schnelle Flügelspielerin Karla Krüger. Foto: Matthias Vogel

Der Vergleich heute ist also per se interessant. Weil sich auch beide Clubs personell verstärkt haben, potenziert sich die Vorfreude auf den Anpfiff. Türkiyemspor stoppte das in der Sommerpause rotierende Personal-Karussell dort, wo Erika Szuh und Aylin Yaren auf den Sitzen saßen. Beide Spielerinnen kickten bereits für die Nationalmannschaften Ungarns beziehungsweise der Türkei und – viel wichtiger – bringen ihre Fähigkeiten auch tatsächlich so ein, wie sich Dogan das vorstellt. „Beide engagieren sich enorm, sind auf dem Platz sehr präsent. Die jungen Spielerinnen haben angenommen, was die beiden vorgeben. Da haben wir wirklich Glück gehabt“, sagt der Coach, der dem überall hallenden Vorschusslorbeeren-Echo auf die spektakulären Transfers sinngemäß entgegenhielt, dass zwei Schwalben schließlich noch lange keinen Sommer machen würden. Nach wie vor müsse das gesamte Ensemble harmonisch klingen und das tat es beim 5:1-Heimsieg gegen Neukölln und beim 3:3 gegen den amtierenden Meister Blau-Weiß 90 Berlin am vergangenen Wochenende schon recht gut.

Bero ist noch nicht komplett

Bei Berolina unterschrieben über den Saisonwechsel in Mona Aping und Samantha Dauth zwei Spielerinnen vom Liga-Konkurrenten Lichtenberg 47. Besonders Offensivkraft Aping ist eine, die weiterhelfen kann. Sie ist allerdings noch nicht spielberechtigt und Dauth ist verletzt. Ohnehin kann Stephan Marx nicht auf die vermeintlich stärkste Elf setzen, einige Kickerinnen sind in Sachen Studium und Beruf unterwegs. „Ist bei uns ja immer so“, sagt der Coach.

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Aylin Yaren zeigt die Richtung an, weiter nach oben soll es für Türkiyemspor gehen. Foto: Matthias Vogel

Auch wenn sein Gegenüber noch immer auf Torjägerin Sanna El-Agha, Jasmin Kaminski und seine Stammtorhüterin Douha Mzoughi verzichten muss, so kommt die Favoritenrolle sicher Türkiyemspor zu. Dogan bestreitet das nicht, sagt: „Wir wollen gewinnen.“ Er sagt aber auch: „Bero ist ein unangenehmer Gegner, die können Fußball spielen. Wir werden mit dem nötigen Respekt an die Sache rangehen.“ Und Marx denkt auch gar nicht daran, schon vorher die Waffen zu strecken, auch wenn seine Elf nach den ersten beiden Saisonspielen noch mit leeren Händen da steht. Bei der Partie zwischen Türkiyemspor und Neukölln stand er am Spielfeldrand und hat im Defensivbereich der Kreuzbergerinnen eine gewisse Verwundbarkeit ausgemacht. „Wir werden schon unsere Chancen in der Offensive suchen“, gab er folgerichtig vor dem heutigen Match zu Protokoll. Einen „Masterplan“, wie die Kreise von Szuh und Yaren eingeengt werden könnten, gebe es indes nicht. Marx setzt weiterhin auf das Kollektiv, das in der jüngsten Rückrunde so erfolgreich über die Verbandsliga-Plätze Berlins tingelte.

Attraktive, leistungsstarke Teams mit spannender Geschichte, Naturrasen, altehrwürdige Kulisse, die Visiere der Trainer hochgeklappt – Frauenfußballherz, was willst du mehr? Der erste Pass an der Dudenstraße wird um 14 Uhr gespielt.

 

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