von Matthias Vogel
Mit Spannung erwarten die Anhänger des Berliner Frauenfußballs den ersten Auftritt des Verbandsligisten Türkiyemspor am heutigen Samstag, 25. August. Grund sind sicher die beiden hochkarätigen Neuverpflichtungen der Kreuzbergerinnen: Aylin Yaren und Erika Szuh. Außerdem rollt nicht gerade der kleinste Prüfstein ins Katzbachstadion: der BSV Grün-Weiß Neukölln.
Kreuzberg. Als bekannt wurde, dass sich die beiden ehemaligen Nationalspielerinnen – Aylin Yaren spielte für die Türkei, Erika Szuh für Ungarn – dem Team des Trainers Murat Dogan angeschlossen haben, war das kollektive Raunen auf den Trainingsplätzen der Konkurrenz in Berlins höchster Spielklasse förmlich zu spüren. Verständlich, denn es ist kein Geheimnis: Dogan möchte rauf in die Regionalliga. Was die Verpflichtungen der beiden Cracks vielleicht implizieren mag, nämlich dass der Aufstieg nun mit Macht erzwungen werden soll, sei aber laut Coach nicht der Fall. Schon in der vorvergangenen Saison hatte Dogan zwar das Ziel formuliert, aber mit den Zusätzen „eines Tages“ und „alles ganz entspannt“ versehen. Daran habe sich nichts geändert, Schritt für Schritt laute die Devise in Kreuzberg, denn „unter Druck“ stelle sich langfristiger Erfolg im Frauen-Amateurfußball nach seinen Beobachtungen eher nicht ein, sagt er. „Alles, was wir hier machen, machen wir mit Spaß“, so Dogan.

Yaren und Szuh seien auch nicht gezielt angeworben worden. „Wir kennen uns, beide haben Freundinnen in unserem Team. Sie haben in der vergangenen Saison ein paar Mal zugeschaut und von sich aus signalisiert, eine neue Herausforderung zu suchen. Und dann wäre es schon sehr ungeschickt, sie nicht einzuladen.“ Natürlich zählt sein Team nach Tabellenplatz drei im vergangenen Jahr und mit der prominenten Verstärkung zum engsten Favoritenkreis der Liga, da möchte er auch gar nicht tiefstapeln. „Aber jede Saison, jedes Spiel hat seine eigenen Geschichte. Die Vorbereitung lief gut, wie es in der Punkterunde läuft, werden wir sehen.“ Verzichten muss Dogan noch auf seine Top-Torjägerin Sanna El-Agha und Jessica Kaminski, beide weilen noch im Urlaub. Ansonsten steht ihm die volle Kapelle zur Verfügung.
Murat Dogan: „Jeder Gegner wird respektiert!“
Genauso wenig wie die Saison betrachtet der Türkiyemspor-Trainer die Auftakt-Partie gegen Neukölln als Selbstläufer. „Jeder Gegner wird respektiert und gerade die Begegnungen mit Grün-Weiß waren bislang immer hitzig und knapp. Das ist eine sehr spielstarke Mannschaft und wenn sie es schafft, ihre Qualitäten auf den Platz zu bringen, ist sie für jeden in der Berlin-Liga gefährlich“, sagt Dogan. Das passt zu dem, was sein Neuköllner Kollege Norbert Sengstock ankündigt: „Wir wollen uns nicht verstecken und versuchen, etwas Zählbares mitzunehmen.“ Sicher, ein vermeintlich schwächerer Gegner zum Start der Saison wäre ihm lieber gewesen, zumal ihm heute einige Spielerinnen berufsbedingt fehlen.
„Aber“, so Sengstock, „die Vorbereitung war super, ich habe eine junge Truppe, die fit ist, Fußball spielen kann und will, und deshalb sehe ich keinen Grund, schon vorzeitig die Waffen zu strecken.“ Der Kopf seiner Mannschaft, Alina Kapheim, sei mit das Beste, was die Liga zu bieten hat, Spielerinnen wie Laura Lück, Renèe Gesche und Angelique Aust hätten sich gut weiter entwickelt und dann habe er in diesem Jahr in der erst 16-jährigen Lisa Schramma eine richtig gute Torhüterin am Start. „Auf der Position haben wir uns deutlich verbessert. 30 der 51 Gegentreffer in der vergangenen Saison resultierten aus Torwartfehlern“, so Sengstock. Schramma stammt aus dem eigenen Nachwuchs und strahle trotz ihrer Jugend schon eine enorme Ruhe aus.
Neues Geläuf
Die jungen Wilden aus Neukölln – Kapheim zählt mit knapp über 20 Jahren zu den älteren Spielerinnen – treffen also auf jede Menge Erfahrung und viel Qualität, wenn sie nach Kreuzberg reisen. Spannende Bedingungen und es wird für die Zuschauer zusätzlich interessant sein zu sehen, wie die beiden „echten Kunstrasen-Mannschaften“ auf dem Naturrasen im Willy-Kressmann-Stadion (früher Katzbachstadion) an der Dudenstraße zurechtkommen. „Wir waren uns aus diesem Grund echt nicht sicher, ob wir die Spielstätte wechseln sollen“, sagt Dogan. „Allerdings haben wir uns, wenn wir auf Rasen spielen mussten, immer gut verkauft.“ Außerdem sei der Wechsel an den für Türkiyemspor sehr geschichtsträchtigen Platz – die Männer feierten dort große Erfolge – bezüglich der Wahrnehmung und Akzeptanz des Frauenfußballs eine gute Sache. „Es war Zeit für diesen, den nächsten Schritt.“ Anpfiff ist um 14 Uhr.
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