Frischer Wind an der Rennbahnstraße
Die neue Blau-Gelb-Trainerin Sandra Brelauw legt wert auf Teamgeist und Kombinationsfußball

von Matthias Vogel

Der große Reset-Knopf ist bei den Berlin-Liga-Fußballerinnen des SV Blau-Gelb gedrückt worden – gezwungener Maßen. Die alte Garde tritt leiser und einige Leistungsträgerinnen haben den Verein gewechselt. Jetzt ist es an der neuen Trainerin Sandra Brelauw das Schiff auf Kurs zu halten.

Weißensee. Urgestein Stefan Andrzejewski hatte zuletzt wieder einmal die sportlichen Geschicke der Blau-Gelben in der Hand. Damit sollte nach etwa eineinhalb Jahrzehnten an der Seitenlinie endlich Schluss sein. Mitte der vergangenen Saison machte er sich auf die Suche nach einem Nachfolger, geworden ist es nun eine Nachfolgerin. „Ich kenne Sandra schon lange, sie hat unter mir als Spielerin gekickt und hat dann in der Jugend von Borussia Pankow und bei der Zweiten des BSC Marzahn wie ich finde gute Arbeit als Trainerin geleistet. Und komischer Weise – ich weiß wirklich nicht warum – wollte ich, dass es eine Frau macht.“ Brelauw hat sich die Entscheidung, Marzahn zu verlassen, nicht einfach gemacht. „Da gab es aber dann ein, zwei Unstimmigkeiten, die mich darin bestärkt haben, zu neuen Ufern aufzubrechen.“ Bereut hat sie den Schritt nicht: „Es macht ungeheuren Spaß, das Team zu trainieren.“ Und Andrzejewski? Ist jetzt Teammanager.

 

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Neue Aufgabe, neues Glück. Sandra Brelauw (re.) fühlt sich bei Blau-Gelb pudelwohl, auch weil sie die erfahrene Christine Wedell-Westphal an ihrer Seite hat. Fotos: Matthias Vogel

Aber wer ist das Team? Diese Frage muss sich jeder stellen, der die lange Liste von Abgängen unter die Nase gehalten bekommt. Topscorerin Sarah Tiede soll und möchte ihren Heimatverein Spandauer Kickers aus der Landesliga in die Verbandsliga schießen, Laura Biele, Michelle Fansel und Jennifer Mundstock brachen zu dem Ufer auf, von dem aus Brelauw ins Wasser gesprungen war und Christin Bayer sowie Lisa Wiedow stehen ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. Auf der Habenseite konnte Blau-Gelb ein paar junge Spielerinnen ohne Verbandsliga-Erfahrung als Neuzugänge verbuchen. Gerade wegen Tiedes Weggang wird Blau-Gelb als Mannschaft gehandelt, die gegen den Abstieg kämpfen wird. Brelauw sieht das entspannt: „Natürlich ist das ein herber Verlust, aber für mich darf Gedeih oder Verderb nicht an einer einzigen Spielerin hängen.“ Damit ist auch schon klar, auf was sie wert legt: auf den ausgeprägten Teamgedanken.

Die Mannschaft ist der Star

Während der Vorbereitung trainierten folgerichtig alle Spielerinnen zusammen, unabhängig davon, ob sie nun eher der zweiten Garnitur, die unter der Ägide von Coach Marcel Retkowski-Lehmann gerade den Sprung in die Landesliga gefeiert hat, oder der Verbandsliga-Elf zuzuordnen waren. „Wir haben einen großen Pool an Spielerinnen, aus dem wir für beide Mannschaften schöpfen können. Alle haben an einem Strang gezogen und haben fleißig mitgemacht“, berichtet Brelauw. Mit Unterstützung von Retkowski-Lehmann, ihrem Co-Trainer Tom Rimasch und der erfahrenen Taktik-Trainerin Christina Wedell-Westphal sollen alle Spielerinnen bestmöglich gefördert werden.

Neues Betriebssystem

Bei Blau-Gelb wurde also nicht nur auf Reset-Knopf gedrückt und dann einfach das alte Betriebssystem hochgeladen. Es weht ein frischer Wind an der Rennbahnstraße. Das betrifft auch den Spielstil. Hoch und weit soll der Vergangenheit angehören, Brelauw und ihr Trainerteam wollen gepflegten Kombinationsfußball sehen. Ob die neue Gangart nun ausgerechnet beim ersten Punktspiel am kommenden Sonntag, 26. August, gegen die starke Zweite des 1. FC Union Berlin (Anpfiff 13 Uhr) schon Früchte trägt, erwartet bei Blau-Gelb niemand. „Mit der Ersten halte ich einen einstelligen Platz zwar für möglich, grundsätzlich geht es für unsere beiden Mannschaften aber tatsächlich um den Klassenerhalt. Nach Trainerwechsel und einem derartigen Umbruch etwas anderes zu formulieren, wäre vermessen.“

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