von Matthias Vogel
Premnitz. Ein schönes, wenn auch nicht mehr das neueste Stadion haben sie da an der Friedrich-Engels-Straße, die Kickerinnen von Chemie Premnitz – wenn da nicht die seltsame Coaching-Zone wäre …
Saftiger Rasen, reichlich Tribünenplätze und einen Turm für den Stadionsprecher, von dem der aktuelle Spielstand groß und deutlich prangt und der in seiner Ausführung und Dimension ein wenig an einen Flughafen-Tower erinnert. Doch, hier macht der Punktspiel- oder Pokalspieltag sicher Spaß, zumal schon die Resonanz auf den Testkick gegen den SC Staaken recht passabel war. Dazu Bratwurst vom Grill – so muss es sein.

Doch was haben sich die Erbauer dieser Arena bloß bei der Situierung von Gäste- und Heimbank gedacht? Sie liegen hier wirklich direkt nebeneinander, unter einem gemeinsamen Dach. Sollte es hier ursprünglich nur Freundschaftsspiele geben? Taktische Umstellungen aufgrund des Spielverlaufs, Anweisungen für die Auswechselspielerin, Gefühlsausbrüche und Wutanfälle, die ja naturgemäß nicht immer qualifizierten Wortlaut nach sich ziehen – nichts bleibt des Gegners Ohren verborgen. Im Test war das nicht weiter schlimm, Staakens Trainer Stephan Illmann brauchte für den fachlichen Austausch mit dem Chemietrainer nicht weit zu gehen, aber was, wenn es um die Wurst geht?
Skillz um die Kunst des Lippenlesens erweitern?
Auf jeden Fall müssen die Trainer erst einmal acht geben, sich im Eifer des Gefechts nicht in der gemeinsamen Coaching-Zone über den Haufen zu rumpeln. Und dann vielleicht dem Co-Trainer den Unmut über des Gegners Benehmen flüsternd ins Ohr fluchen? Einfach den Paragraphen XY des vereinsinternen Strafgesetzbuches außer Kraft setzen, angeschaltete Smartphones auf der Wechselbank erlauben und Anweisungen dann einfach per WhatsApp erteilen? Oder den Philipp-Lahm-Zettel dem Wechsler mit auf den Weg geben? Für Instruktionen über den Platz hinweg würde sich vielleicht ein Kurs im Lippenlesen während der Vorbereitung anbieten. Funktioniert freilich nur mit der sichtschützenden Hand am Trainer-Mund. In der Praxis wird natürlich eine einfache, einsame Bank an der Seite der anderen Spielhälfte die rätselhafte Planung korrigieren, dann heißt es für eines der beiden Teams eben Holz- anstatt Erster Klasse. Eine gute Gelegenheit für Chemie Premnitz, sich je nach Gusto als Top-Gastgeber zu profilieren oder dem Gegner die Antipathie zu verdeutlichen.
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