Mach’s noch einmal Falko …

von Matthias Vogel

… haben sich die Verantwortlichen von Eisern Union gedacht und den Kontrakt mit ihrem Frauen-Trainer verlängert. Und so bläst Falko Grothe eben seit Montag, 9. Juli, zum zweiten Mal als Chefcoach mit seiner Truppe zum Angriff auf die 2. Liga.

Köpenick. Was war das für ein packendes Saisonfinale! Am letzten Spieltag holten sich die Regionalliga-Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin mit einem glücklichen, aber wacker erkämpften 1:0-Sieg gegen Tabellenführer FFC Magdeburg noch die Meisterschaft und damit das Ticket für die Aufstiegsrelegation zur 2. Bundesliga. Hinter den Kulissen wurde schon fleißig an den Strukturen für die Auftritte auf der populäreren Bühne geschraubt und Falko Grothe sagt heute: „Ich denke auch, dass wir Chancen auf den Klassenerhalt gehabt hätten.“ „Wäre, wäre, Fahrradkette“, würde Lothar Matthäus sagen und auch Grothe beschäftigt sich nicht mehr mit dem Konjunktiv oder weint der verpassten Chance Tränen nach. Was bringt es auch? Die SGS Essen II war im zweiten Relegationsspiel schlichtweg stärker und beendete die Ambitionen der eisernen Ladies jäh und gekonnt mit 2:0.

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Von Spiel zu Spiel denken und am Ende am liebsten ganz vorne stehen, das wäre nach dem Geschmack von Unions Coach Falko Grothe. Foto: Matthias Vogel

Wenn man das nach der famosen Saison überhaupt als Hinfallen bezeichnen möchte, dann ist Grothe jedenfalls als Erster wieder aufgestanden. Wieder um den Titel mitspielen lautet der Plan und obwohl er die Liga durch den Abstieg von Blau-Weiß Hohen Neuendorf aus der 2. Liga und die Flügel von RB Leipzig, die durch massives personelles Aufmörteln wohl um ein gutes Stück wachsen werden, stärker einschätzt als zuletzt, rechnet er seinem Team gute Chancen aus. „Wir haben zum ersten Mal seit drei Jahren keinen großen Umbruch zu verdauen“, sagt der Coach. Der Kader bleibe weitgehend zusammen.

Wie bekannt, hört Nathalie Scheffler auf und kickt Gwendolyn Mummert im Zuge eines Stipendiums an einem College in den USA weiter. Luisa Neuwald streicht die Segel, Ziel ihrer Reise ist Grothe unbekannt. Ein herber Verlust, sportlich wie menschlich, ist der Abgang von Unions Nummer eins Sarah Hornschuch, die nach fünf Jahren den Verein verlässt und zum USV Jena wechselt. „Da können wir wirklich froh sein, dass wir in Monique Eichhorn eine gleichwertige Torhüterin haben. Da hatten wir in der Vergangenheit eher ein Luxusproblem“, so Grothe.

Überschaubarer Aderlass

Dem überschaubaren Aderlass steht ein bunt gemischter Kessel an interessanten Neuzugängen gegenüber. Vom Liga-Konkurrenten BSC Marzahn kommt Nathalie Götz nach Köpenick. Die Innenverteidigerin hat Erst- und Zweitliga-Erfahrung und soll mit ihrer Zweikampf- und Kopfballstärke dem Unioner Abwehrverbund noch mehr Sicherheit geben, „ihre Spieleröffnung ist aber ebenfalls sehr stark“, so Grothe. Aus der eigenen U17 stößt Selin Arslan zum Kader und in Josephine Bonsu schafft eine schnelle und trickreiche Flügelspielerin den Sprung aus der U23 in die erste Garnitur. Edda Pilz vom 1. FC Neubrandenburg 04 (U17) und Lätizia Radloff (19) von Turbine Potsdam II, beide auf den Außenbahnen beheimatet, komplettieren das neue Quintett, mit dem der Kader auf 26 Spielerinnen anwächst. Eine fehlte beim Aufgalopp am Montag. Lisa Heiseler (20), frisch gekürte Berliner Fußballerin des Jahres, hatte sich im letzten Punktspiel einen Kreuzbandriss zugezogen und wird gerade vom Physio-Team auf ihr Comeback zur Rückrunde vorbereitet.

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Allrounderin Charleen Niesler bekommt in der Innenverteidigung eine starke Partnerin zur Seite: Nathalie Götz vom BSC Marzahn. Foto: Matthias Vogel

Grothe ist glücklich über die geringe Fluktuation „Weil wir jetzt auf dem aufbauen können, was wir uns in der vergangenen Saison erarbeitet haben. Und weil ich weiß, dass die Spielerinnen das gleiche wollen wie ich: Spiele gewinnen, aber nicht irgendwie, sondern mit überzeugendem Fußball.“ Dominanz soll Union ausüben und mit gepflegtem Kurzpass- und Kombinationsspiel vor des Gegners Kasten gelangen. „Das hat schon ganz gut funktioniert, trotzdem ist noch Luft nach oben“, sagt Grothe. Taktisch flexibler müsse seine Elf werden, ihre Chancen geduldiger suchen und Drucksituationen ruhiger lösen. Vor allem aber will Grothe am Switch von Offensive zur Defensive feilen. „Weil wir das Spiel bestimmen, ergeben sich naturgemäß Kontersituationen für den Gegner. Da haben wir uns nicht immer gut verhalten“, findet er.

Grothe: „Starke Testgegner sind für mich ein Muss.“

Starke Gegner hat sich Grothe für die Vorbereitung ausgesucht, in der alle Spielerinnen ausreichend Gelegenheit bekommen sollen, sich in den Vordergrund zu kicken. Am kommenden Wochenende wird mit dem Vergleich gegen Berolina Mitte die Testreihe eröffnet. Vom 19. bis 22.7. steht ein Trainingslager inklusive Spiel gegen den polnischen Erstligisten MKS Olimpia Szczecin auf dem Programm. Danach wird noch gegen USV Jena (29.7.), Turbine Potsdam II (1.8.), FC Sankt Pauli (5.8.), VfL Wolfsburg II (12.8.) und eine Auswahl der John Hopkins University (USA) (16.8.) der Ernstfall geprobt. Der tritt dann am 19. August mit dem ersten Punktspiel ein, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – RB Leipzig gastiert in Köpenick.

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von Anders Noren.

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