von Matthias Vogel
Rein rechnerisch … Ach was! Es wird hier und jetzt verkündet: Der SC Borsigwalde kehrt nach drei Spielzeiten Abstinenz wieder in die Berlin-Liga zurück. Die letzte Hürde nahm die Schäning-Elf leicht und locker: 4:0 zuhause gegen den SV Seitenwechsel.
Borsigwalde. „Schiri, wir wechseln nochmal!“, das war irgendwann die einzige Anweisung, die noch aus der Borsigwalder Coaching-Zone zu vernehmen war. Schäning tauschte sein Personal aus wie wild. Kaum verwunderlich, dass kein Spielfluß mehr zustande kam. Aber das störte auch keinen großen Geist. Eine Stunde war gespielt, der Sieg längst in Sack und Tüten und nun sollte eben jede Spielerin den Triumph noch ein wenig auskosten dürfen.

Auf die Tube drücken, Tore vorlegen, der Rest kommt von allein. Das war Schänings Auftrag. Geplant, getan. Lena Sommer (8.) und Janina Fritsch (10.) trafen während der Anfangsoffensive für Borsigwalde ins Schwarze. Als Evergreen Viola Bluhm dann mit einem Schuss von der Strafraumgrenze unter die Latte des Seitenwechsel-Kastens den dritten Treffer markierte (55.), löste sich die letzte Anspannung. Bluhm flitzte – zwei Mitspielerinnen hingen bereits an ihr dran – mit ausgebreiteten Armen in Richtung Auslinie und ließ sich auch vom Rest des Teams herzen. Kurz darauf knallte Melina-Marie Sickelko die Kugel aus halbrechter Position zum Endstand in die kurze Ecke (60.).
Seitenwechsel kam schon vorher mit ihren deutlich jüngeren Gegenspielerinnen mehr schlecht als recht klar, nun war der Ofen natürlich gänzlich aus. Trotz seines Formation-wechsel-dich-Spielchens gab es daher auch noch zwei, drei dicke Chancen für den SC, das Ergebnis weiter aufzuhübschen, die größte hatte Torjägerin Coralie Kokott (22 Saisontore). Kurz vor Schluss auf die Reise geschickt, setzte sie den Ball allerdings rechts neben das Tor.
Verhaltenes Verhalten
So richtig gejubelt wurde nicht mehr, als der Schiedsrichter zum letzten Mal in sein Arbeitsgerät blies. Vielleicht hatten sich die SC-Mädel bei der Feier von Bluhms Treffer verausgabt, vielleicht hing auch in den Hinterköpfen, dass der Friedrichshagener SV ja noch den Spielverderber geben könnte. Dabei war Theorie nie grauer. Vor dem letzten Spieltag am kommenden Wochenende hat der Tabellenzweite Borsigwalde drei Punkte mehr und eine um 18 Tore bessere Tordifferenz vorzuweisen als die Konkurrenz aus dem Süd-Osten Berlins. Der SC müsste also schon beim SV Buchholz völlig unter die Räder kommen und Friedrichhagen einen amtlichen Kantersieg bei Hansa 07 landen – beides äußerst unwahrscheinlich. Wenigstens zwei Borsigwalder Kickerinnen sahen das genauso und kippten ihrem Coach zur Feier des Tages den großen Bottich Abkühlwasser über den Kopf – wie es sich gehört, wenn kein überdimensionales Weißbier zur Hand ist.

Wenn der Aufstieg schließlich offiziell ist, knallen sicher noch die Sektkorken an der Tietzstraße. Und in der kommenden Saison heißt es für den SC Borsigwalde dann: Kicken in Berlins höchster Liga und sich umstellen: Dort darf nur dreimal gewechselt werden und wer raus muss, bleibt da auch.
SC Borsigwalde – SV Seitenwechsel 4:0 (2:0). SC Borsigwalde: Hundertmark, Melina Sickelko, Kokott, Sommer, Buczek, Fritsch, Mandy Sickelko, Radunz, Bönig, Neuke, Grosser. Rein, raus und wieder rein, oder umgekehrt: Hieber, Paulke, Herpell, Mackowiak, Bluhm. SV Seitenwechsel: Koch, Hünecke, Voils, Bernhard, Heyke, Österle, Walther-Ahrens, Labs, Schabram, Kempe, Zacher. Wechselspielerinnen: Tolle, Handrow. Tore: 1:0 Sommer (8.), 2:0 Fritsch (10.), 3:0 Bluhm, 4:0 Melina Sickelko. Schiedsrichter: Arnim Grupp. Zuschauer: 50.
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